Kunst & Spiele – mit Drei- und Vierjährigen im Kunstmuseum Bonn

Das Workshop-Angebot für die jüngeren Kinder ist seit 2013 fest im Bildungsprogramm des Kunstmuseums Bonn verankert. Unsere Kita ist seit Beginn des Projekts Bildungspartner des Museums. Von 2017-2019 kam das Wiesbadener Museum im Tandem hinzu. Wir konnten unsere langjährigen pädagogischen Erfahrungen und Kompetenzen besonders bei den Themen Bewegung, Wahrnehmung und Spiel im Programm einbringen. Gemeinsam gestaltete Fortbildungen für Erzieherinnen und Kunstvermittler unterstützen die Verankerung und Kontinuität des Projekts.

Auch dieses Jahr haben wir wieder mit über 20 Kindern das Kunstmuseum erobert, was für alle Beteiligten ein besonderes Erlebnis war. Die Workshops finden hauptsächlich in den Ausstellungsräumen, also vor den Kunstwerken statt. Zusätzlich können der Kinderraum, das Museums-Atelier sowie der Außenbereich des Museums bespielt werden.

Die Kinder haben uns gezeigt, wie Spiel mit, unter, vor oder neben Kunst stattfinden kann. Sie sind Bekanntem, Neuem und Fremdem begegnet und haben uns durch ihre Aktivitäten und Reaktionen mitgeteilt, womit sie sich beschäftigen und was sie an der Kunst fasziniert. In dieser Altersstufe stehen gerade motorische, haptische und sinnliche Bedürfnisse im Vordergrund. Dafür steht ein großer Fundus an altersgerechten Materialien zur Verfügung. Hier sind Seile zum Balancieren, Besen zum Malen riesiger Wasserbilder, Farbbrillen und Spiegel zum Erkunden der Museumsräume, ausgesuchte Materialien zum Experimentieren und Erfinden verrückter Formen und Figuren, farbige Stoffe und Tücher zum Verwandeln und Spielen da.

Jeder Raum im Museum gibt seinen eigenen Impuls. Skulpturen oder Plastiken können laufend umrundet, großformatige Bilder mit dem eigenen Körper liegend ausgemessen oder Linien, Formen oder Flächen gemalt werden. So werden Spuren der Bewegung sichtbar. Bilder oder auch Figuren wecken Geschichten in uns. Beim anschließenden Rollenspiel werden Gegenstände oder Handlungen von den Kindern durch andere ersetzt, die sie in ihrer Fantasie entstehen lassen. Ein Pinsel wird zum Streichelmonster, ein Stück Kordel zu einer Schlange. Oft spüren wir bei den Kindern ein tiefes Gefühl von Ruhe, die Selbstvergessenheit, als stünden sie in einem stillen Dialog mit dem Material.

Eine Feder immer wieder über die Haut zu streichen, ein Stück Knete in der Hand zu formen oder mit dem Pinsel eine Spur zu ziehen. Jedes Kind arbeitet in seinem Tempo, teils alleine, manchmal zu zweit oder in der Gruppe. Dabei sind vor allem die Erlebnisse während der Entstehung für sie bedeutungsvoll.

Die Kinder mit ihrem unverstellten Blick, ihrer Neugier und ihrem Zutrauen haben uns angesteckt, Kunst neu wahrzunehmen, Ungewohntes zu tun. Neben der Kunst des aktiven Lernens verfügen sie über die Kunst des Staunens und der Freude angesichts neuer Entdeckungen.